Interview mit Marina Parris, Inhaberin Pferd als Partner GmbH

Wir haben Marina Parris 2019, über ihr Unternehmen Pferd als Partner GmbH, kennengelernt. Es ist, wie unsere Beratung, in der Stadt Zug angesiedelt. Wir schrieben an unserem Buch «Glücklich mit Tiny Start-ups» und interviewten sie zu ihrem Geschäftskonzept («Glücklich mit Tiny Start-ups», Bellone/Matla, Redline Verlag, 2020, S. 136-139).

Marina hat mehrjährige Schulungen in den USA und in Frankreich zur Pferde-Expertin durchlaufen. Mit ihrem Start-up wollte sie Ihre Erkenntnisse und Erfahrungen zum Wohle der Pferde in der Schweiz, als auch zur Persönlichkeitsentwicklung von Menschen, im Umgang mit Pferden, nutzen. Wir durften sie dazu auch in Frankreich besuchen und ihren Umgang mit Pferden aktiv erleben.

Jetzt haben wir Marina zu einem erneuten Gespräch wiedergetroffen und ihr ein paar Fragen zu ihrer aktuellen Situation gestellt.

Für mich heisst es, dass ich nicht allein mit dem Kunden in einer Praxis sitze und das Gespräch führe. Sondern, dass ein Kunde zu mir auf den Hof kommt und ich die Pferde dort in das Coaching integriere. Gemeinsam kreieren wir einen sicheren Raum, wo der Kunde sich wohlfühlt und seine «Maske» ablegen kann.

Schon bei der Beobachtung der Pferde oder in der ersten Begegnung kommen Fragen rund um die Pferde auf, wobei der Kunde dort unbewusst schon eine Verbindung zum Coaching-Thema herstellt. Ich baue Übungen mit dem Pferd auf, welche dem Kunden helfen, sein Thema zu beleuchten. So ist er selbst in der Lage, die nötigen Erkenntnisse daraus zu ziehen sowie die Lösung.

Gleichzeitig sind die Pferde immer frei, sich selbst in die Arbeit einzubringen und das machen sie auch oft, z.B., wenn sie den Kunden in eine vermeintliche andere Richtung führen, als in der Übung gedacht war, was am Ende einfach eine tiefere Ebene des Themas aufzeigt.

Als Coach reflektiere ich die Selbsterfahrung mit dem Pferd anhand von Fragen und meinen Beobachtungen, so dass der Kunde die Erkenntnisse aus der Begegnung mit dem Pferd leicht in seinen Alltag umsetzen kann. Das pferdegestützte Coaching läuft bei mir sehr intuitiv ab und ich vertraue auf die wunderbare Zusammenarbeit mit den Pferden und wie sie mit dem Menschen interagieren.

Ich nenne Pferde Co-Trainer, weil sie genauso beteiligt am Coaching sind wie ich. Was das Pferd als besonderen Co-Trainer ausmacht, ist seine hohe Sensibilität als Fluchttier. Es reagiert auf die innerliche Fassung des Menschen und macht das Unsichtbare sichtbar, wie z.B. eine unterdrückte Emotion. Die Rückmeldung vom Pferd auf das Verhalten vom Menschen ist ehrlich und wertfrei und wird dadurch viel leichter angenommen. Das Pferd macht dem Menschen auch Mut für seinen Alltag. Wenn man mit einem 500 kg Pferd etwas erreicht, lebt diese Erfahrung weiter im Menschen und lässt ihn daraus schöpfen bei ähnlichen Situationen im Alltag.

Schon als ich diesen Begriff das erste Mal hörte, war ich davon fasziniert. Ich selbst habe Führung oft abgelehnt, weil es für mich wenig Vorbilder gab. Was ich in Unternehmen erlebte oder in der Politik beobachtete, hatte oft mit Kampf zu tun und «Erfolg» geschah auf Kosten von anderen.

Dabei zeigt uns die Natur ein anderes Bild auf. Sie basiert auf gegenseitiger Hilfe und Kooperation, was inzwischen wissenschaftlich belegt ist. Nomaden aus verschiedenen Kulturen setzten diese Art von Führung mit ihren Tieren ein. Als Fluchttier verkörpert das Pferd diesen anderen Umgang mit Macht. Klar braucht es auch Raubtiere, aber der Zustand unserer Welt ist daraus entstanden, weil der Mensch das Raubtierdenken und -handeln überbewertet hat. Deswegen ist alles aus dem Gleichgewicht, sei es im Privatleben, in der Gesellschaft, in der Geschäftswelt und in der Politik. Die Welt braucht andere Vorbilder. Wenn jeder einen anderen Umgang mit Macht lernt und dadurch selbst ermächtigt wird, entsteht eine andere Welt, eine, in der sich jeder sicher und wohlfühlt und die auch für alle nachhaltig ist. Sozial-Intelligente Führung ist naturbasierte Weisheit für die Menschheit.

Das Buch richtet sich an Pferdehalter, die ihr Pferd als Partner wahrnehmen und offen sind, neue Wege zu gehen, damit sich das Potenzial dieser besonderen Beziehung entfalten darf. Die 44 wertvollen Impulse sind Fähigkeiten, die der Mensch in die Beziehung hineinbringen sollte, die über die reiterlichen Fachkompetenzen hinausgehen.

Was dies Buch besonders macht, ist die Mischung aus Cowboy-Weisheiten, die ich von bekannten Pferdemenschen lernte und was ich als pferdegestützter Coach in die Zusammenarbeit mit Pferdehaltern einbringe. Das Buch nimmt Mensch und Pferd auf eine transformative Reise, die zu einer schönen und bereichernden Partnerschaft führt, die Herz und Seele nährt.

Die Zeitschrift sehe ich als eine Erweiterung vom Buch, da es verschiedene Autoren sind, die hier ihre Erfahrungen anderen Pferdemenschen zur Verfügung stellen. Und wie beim Buch, ist meine Motivation, mehr Bewusstsein im Umgang mit Pferden in die Welt zu bringen.

Ich spreche Leute an, für die das Pferd mehr als ein Leistungsträger ist. Es sind Menschen, die daran interessiert sind, mehr über sich und Pferde zu lernen, und auch die Bereitschaft mitbringen, von ihrem Pferd zu lernen, sodass die Beziehung zu ihrem Pferd noch harmonischer wird.